Medienpreise 2019

Deutsche Diabetes Gesellschaft verleiht Medienpreise 2019

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat zum sechsten Mal ihre Medienpreise für herausragende journalistische Beiträge zum Thema Diabetes mellitus vergeben. Die Jury wählte aus fast 30 Beiträgen vier Preisträgerinnen und Preisträger aus. Kommunikative Fähigkeiten sind für die Behandlung des Diabetes mellitus von besonderer Bedeutung und ein wichtiger Bestandteil der Patientenorientierung. Aber nicht nur Ärztinnen und Ärzte sind gefordert, wenn es um die richtige Art des Miteinander-Sprechens geht, sondern auch Patientinnen und Patienten können und sollen aktiv mit dem gesamten Behandlungsteam kommunizieren. Welche Bedeutung gute Kommunikation hat und wie sie gelingt – diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Medienpreise 2019, ausgeschrieben unter dem Titel:Kommunikation und Patientenorientierung. „Unseren vier diesjährigen Preisträgern ist es – so unterschiedlich ihre Themen und Herangehensweisen auch sind – überzeugend gelungen, hierauf Antworten zu geben“, sagt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, DDG Mediensprecher und Vorsitzender der fünfköpfigen Jury der DDG Medienpreise 2019.

Regine Hauch (WDR 5), Diabetes und die Psyche

Der Hörfunkbeitrag von Regine Hauch, ausgestrahlt am 3. Januar 2019 im WDR 5, beschreibt überzeugend, wie sehr der Einfluss der Psyche auf den Zuckerstoffwechsel bei Diabetespatientinnen und -patienten unterschätzt wird und wie wichtig besonders dann die Kommunikation zwischen Patient und dem Behandler ist. Chronische Erkrankung wie Diabetes setzen den Erkrankten unter einen hohen Druck. Selbstmanagement ist gefordert und eine nicht abbrechende Motivation, um die komplexe Therapie zu meistern. Selbst bestes Therapiemanagement mit modernsten Mitteln kann versagen, wenn die Psyche nicht mitspielt und Arzt und Patient das nicht thematisieren. Regine Hauch gelingt es, durch überzeugende Protagonistinnen und Protagonisten und einen abwechslungsreichen Wechsel der Perspektiven eines der zentralen Themen der Diabetesbehandlung, nämlich die Wichtigkeit der psychosozialen Aspekte, zu veranschaulichen. Der Beitrag zeigt eine häufig noch unterschätze und zu wenig thematisierte Seite der Erkrankung. Diabetes und Psyche stehen in einem Wechselspiel und nur durch Kommunikation und entsprechende weitergehende Therapieansätze kann eine erfolgreiche Therapie gelingen.

Zum Beitrag bei WDR 5

Marco Giacopuzzi (Hessischer Rundfunk), Leonard hat Diabetes

Protagonist und „Erzähler“ in diesem 25-minütigen Fernsehfilm ist der zwölfjährige Leonard, der seit sieben Jahren Diabetes Typ 1 hat. Sein gesamter Alltag ist von der Erkrankung bestimmt: Er muss hoch konzentriert darauf achten, was er wann isst, seine Blutzuckerwerte im Blick behalten, wobei ein CGM-System ihm hilft, sportliche Aktivitäten „einzuberechnen“. Aber es ist nicht nur Leonards Welt, die vom Diabetes geprägt ist: Auch seine Eltern und seine Schwester leben mit dem Diabetes. Marco Giacopuzzi gelingt mit und durch seinen Protagonisten ein dichter, sehr berührender Film. Leonard ist ein reflektierter, disziplinierter, in sich ruhender Teenager, der sachlich und offen über seinen Diabetes spricht und zeigt, wie er mit und trotz Diabetes sein Leben meistert. Der Film, gesendet am 19. August 2018 im KiKA, begleitet Leonard unaufdringlich und baut auf Leonards Kommunikationsstärke, die eines deutlich werden lässt: Leicht ist es nicht, aber auch mit Diabetes kann ein ganz „normales“ Teenagerleben möglich sein.

Zum Beitrag in der Mediathek

Dr. Sabine Haaß (Diabetes Ratgeber), Mein Arzt und ich

Diabetologie gehört zur „sprechenden Medizin“, denn es muss vieles erfragt, erklärt, besprochen und gemeinsam entschieden werden zwischen dem Menschen mit Diabetes, seinen Angehörigen und den Mitgliedern des Diabetesbehandlungsteams. Eine optimale Diabetestherapie ist geprägt von guter Kommunikation und Patientenorientierung. Aber wie steht es um die kommunikativen Fähigkeiten bei Ärztinnen/Ärzten und Patientinnen/Patienten und welche Ansatzpunkte gibt es, um diese Kommunikation zu verbessern? Wie kann oder sollte man sich auf Gespräche in der Praxis vorbereiten? Diesen Fragen geht Dr. Sabine Haaß in ihrem Artikel „Mein Arzt und ich“ nach, der in der Januarausgabe 2019 des Diabetes Ratgebers publiziert wurde. Ausgehend von einer allgemeinen Analyse der Folgen von mangelhafter Kommunikation in vielen deutschen Sprechzimmern, zeigt Sabine Haaß am Beispiel Diabetes, wie abhängig die Qualität der Versorgung von guter oder schlechter Kommunikation zwischen Patient und Behandler ist. Sie beschreibt, was Arzt und Patient mitbringen müssen, um gemeinsam und erfolgreich zu kommunizieren. Dabei richtet sie sich mit ihren konstruktiven Vorschlägen an beide Seiten, den zu einer gelungenen Kommunikation gehören zwei. Tipps für die Auswahl des passenden Arztes und zur Vorbereitung des Gespräches runden den Beitrag ab.

Zum Beitrag Diabetes Ratgeber "Mein Arzt und ich"

Antje Thiel (BLOG suesshappyfit), Schluss mit negativer Sprache – Warum wir auch in Deutschland eine Bewegung wie #LanguageMatters brauchen

„Diabetiker“ oder „Mensch mit Diabetes“? „Compliance, Adhärenz und Therapietreue“ oder besser „gemeinsam erarbeitete Therapieziele“? Sprache kann Selbstbild und Haltung zu einer Erkrankung wie beispielsweise Diabetes beeinflussen. Sprache kann diskriminierend und stigmatisierend und – ganz ohne böse Absicht – verletzend und despektierlich sein. Sie kann Machtgefälle abbilden und Überlegenheitshaltungen offenbar machen. Angeregt durch die in englischsprachigen Ländern wie Australien, Großbritannien und den USA seit einiger Zeit bereits unter dem Hashtag #LanguageMatters geführte Diskussion, wie man mit und über Menschen mit Diabetes sprechen kann, ohne sie herabzusetzten und zu stigmatisieren, befasst sich Antje Thiel mit dem Thema „negative Sprache“ und zeigt auf, weshalb auch in Deutschland eine Auseinandersetzung dazu nötig ist. Es ist Zeit für eine #LanguageMatters-Bewegung in Deutschland, das leitet die Autorin überzeugend her. Kritisiert wird eine Sprache, die Menschen mit Diabetes auf Objekte reduziert, ihnen dadurch implizit Eigenverantwortung abspricht und ihnen dadurch die Selbstwirksamkeit nimmt. Der Text ist zudem von besonderer Qualität, weil er sowohl aus der Betroffenenperspektive als auch aus Sicht eines Profis, nämlich einer Medizinjournalistin, geschrieben ist. Die im Blogbeitrag begründete Sprachkritik samt Verbesserungsvorschlägen können langfristig zu einer besseren Akzeptanz der Menschen mit Diabetes beitragen und den Betroffenen den Rücken stärken. Anje Thiel stößt mit diesem Thema eine längst überfällige Debatte, die – hoffentlich – an Fahrt aufnehmen und weite Kreise in der Bevölkerung erreichen wird.

Hier gehts zum Blog

Diabetes ist eine sehr komplexe Erkrankung. Unsere Patienten brauchen viel Unterstützung und auch viel Information, damit sie ihren Alltag mit der Erkrankung gut managen können. Fundiert recherchierte und verständlich aufbereitete journalistische Beiträge – wie die heute von uns ausgezeichneten – leisten hier einen wertvollen Beitrag!

Mitglieder der Jury:

  • Vera Cordes, freie Medizinjournalistin und Moderatorin des Gesundheitsmagazins Visite, NDR Fernsehen
  • Dr. Martina Lenzen-Schulte, Redakteurin beim Deutschen Ärzteblatt
  • Prof. Dr. med. Baptist Gallwitz, Stellvertretender Direktor Medizinische Klinik IV, Eberhard Karls Universität Tübingen, Pastpräsident und Mediensprecher der DDG
  • Volker Niehaus, Chefredakteur FOCUS-DIABETES und FOCUS-GESUNDHEIT
  • Volker Wildermuth, freier Hörfunkjournalist u.a. für den Deutschlandfunk


Informationen zum DDG Medienpreis 2020 gibt es an dieser Stelle am 14. Dezember 2019.