Volkskrankheiten in der Lehre nicht vernachlässigen

DDG, DZD und DGE fordern Universitäten und Politik zum Umdenken auf

Berlin. Die Zahl der Patienten mit Diabetes und endokrinologischen Erkrankungen steigt, die Zahl der Lehrstühle dieser Fächer sinkt. Ein Missstand, kritiseren DDG sowie andere Organisationen in einem Positionspapier.

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An nur noch acht medizinischen Fakultäten in Deutschland gibt es klinische diabetologische oder endokrinologische Lehrstühle mit Direktionsrecht. Angesichts steigender Zahlen von Patienten mit Stoffwechselerkrankungen bilde dies nicht die Realtität des Versorgungsalltags ab, kritisieren DDG sowie ihre Arbeitsgruppe Nachwuchs, die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie und ihre Arbeitsgemeinschaft Young Active Research in Endocrinology sowie das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung und sein Nachwuchsförderprogramm „NEXT“.

Nachwuchs hört nur nebenher von neuen Erkenntnissen
In einem Positionspapier betonen die Akteure, dass Unikliniken grundsätzlich alle Fachgebiete vorhalten sollten, die sich mit den Volkskrankheiten beschäftigen. Folglich müsse es an jeder medizinischen Fakultät auch Lehrstühle für Diabetologie und Endokrinologie geben. Derzeit würden Studierende neue Erkenntnisse in diesen Bereichen oft nur nebenher kennenlernen, im schlimmsten Fall gar nicht. Daher müssten diese Fächer auch in den Curricula besser abgedeckt werden.

Vergütungssystem benachteiligt die sprechenden Disziplinen
Den Grund für die Schieflage sehen die Organisationen im DRG-System, das die Sprechende Medizin benachteilige. Sie fordern, die ganzheitliche Betreuung multimorbider Patienten, die in der Diabetologie erbracht wird, besser in der Vergütung abzubilden. Derzeit verursache das System einen Mangel an Fachärzten für Diabetologie und Endokrinologie, der sowohl Versorgung, Forschung als auch Lehre gefährde.

Um die Forschung im Fach voranzubringen, wünschen sich die Autoren des Papiers attraktive Karrierewege für den Nachwuchs. Diese könne man etwa durch Programme für Clinician Scientists und Medical Scientists an den Unikliniken schaffen. Erstere behandeln Patienten und forschen gleichzeitig auf international wettbewerbsfähigem Niveau, Letztere betreiben als Naturwissenschaftler medizinische Forschung. Allerdings seien diese qualifizierten Kräfte nur in Deutschland zu halten, wenn auch attraktive Zielpositionen, bzw. Professuren vorhanden seien.

Grundsätzlich fordern die Akteure, die Behandlungskapazitäten für Patienten mit Diabetes oder endokrinologischen Erkrankungen auszubauen. Sie sendeten ihr Positionspapier an ein breites Publikum: an alle Vorstände der deutschen Universitätskliniken, die Rektoren der Universitäten mit medizinischer Fakultät sowie die Dekane dieser Fakultäten, die Landesministerien für Gesundheit, Wissenschaft und Forschung, das Bundesgesundheitsministerium und die Mitglieder der Bundestagsausschüsse Gesundheit und Forschung.

Isabel Aulehla

bit.ly/positionspapier_lehrstuehle