Der kollegiale Schulterschluss war eine gute Erfahrung

Jahrestagung der AG Fuß gehörte zu den ersten Ärzteveranstaltungen, die von der Corona-Pandemie verhindert wurden

Berlin. Dieses Jahr hätte die Jahrestagung der AG Fuß in Berlin stattfinden sollen. Verantwortlich für Organisation und Programm war Dr. Sybille Wunderlich, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin – Schwerpunkt Diabetologie und Angiologie – an den DRK Kliniken Berlin Mitte. Zur Absage gab es leider keine Alternative, sagt sie. 

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Die AG Fuß, speziell die Kolleginnen und Kollegen in Berlin, haben viel Arbeit in die Vorbereitung der Jahrestagung gesteckt. Wegen SARS-CoV-2 leider umsonst.

Dr. Sybille Wunderlich: Die Absage ist uns wirklich sehr schwergefallen. Gerade weil wir der Überzeugung waren, ein fachlich und berufspolitisch attraktives Programm auf die Beine gestellt zu haben: Angefangen mit einem Hands-on-Workshop zur funktionellen Fußuntersuchung. Dann eine Podiumsdiskussion zur Versorgung von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom mit Gästen aus der Politik und mit Kostenträgern, ärztlichen Akteuren aus Klinik und Praxis sowie der Patientenvertretung. Bis hin zu den beiden Vortragsblöcken „Der diabetische Fußinfekt“ und „Die Fersenläsion – aus interdisziplinärer Sicht“. Da hätte es sicher viel Diskussionsstoff und Erfahrungsaustausch gegeben. Aber die Realität der Corona-Pandemie hat uns eingeholt. Die Absage war alternativlos.

Doch umsonst war die Arbeit nicht. Man lernt ja nicht nur aus Erfolgen. Außerdem war es eine gute Erfahrung, in Berlin den kollegialen Schulterschluss zwischen den diabetologischen Fußambulanzen und Schwerpunktkliniken zu spüren. Ich glaube, da geht noch mehr.

Können die geplanten Vorträge andernorts, später oder in anderer Form, etwa online, genutzt werden?

Dr. Wunderlich: Zumindest gibt es schon Anfragen diesbezüglich. Das müssen wir mit den Referenten noch klären.

Erwägt die AG Fuß eine Terminverschiebung der Tagung?

Dr. Wunderlich: Eine Verschiebung innerhalb des Jahres ist nicht möglich. Wir setzen 2020 auf die Herbsttagung der DDG im November in Hannover, wo auch ein Symposium zum Diabetischen Fußsyndrom geplant ist. Die nächste Jahrestagung der AG Fuß findet 2021 in Worms statt.

Es war eine Vorstandswahl geplant. Wie geht es hiermit weiter?

Dr. Wunderlich: Ja, mit der Jahrestagung sind auch die Mitgliederversammlung und nicht zuletzt die Präsentationen der Ergebnisqualität und der Hospitationen im Rahmen unserer AG Fußzertifizierung ausgefallen. Die Pandemie lässt im Moment keine Planungssicherheit zu. Wir prüfen aktuell alle terminlichen und digitalen Möglichkeiten, um die Mitgliederversammlung mit der Wahl des neuen Vorstandes durchführen zu können. Da ist derzeit keine belastbare Antwort möglich.

Wie wirkt sich die Pandemie auf Ihre Arbeit mit den Patienten aus?

Dr. Wunderlich: Nichts bleibt von der Coronakrise unberührt – weder im Klinikbetrieb noch im sozialen oder privaten Umfeld. Wir haben in kürzester Zeit unsere Schwerpunktstation umverlagert, um Isolationsbetten bereitzustellen, und müssen elektive Krankenhausbehandlungen von Menschen mit diabetesassoziierten Problemen zugunsten der Notfallversorgung absagen. Mir begegnet sehr viel Verständnis und Akzeptanz vonseiten der Patienten für dieses Vorgehen. Natürlich besteht auch Beratungsbedarf bezüglich der Risikoeinschätzung einer Infektion bei Diabetespatienten. Vieles versuchen wir telefonisch zu klären, um die aktuell erforderliche Kontakteinschränkung zu gewährleisten.

Vorbereitungen im Sinne von Behandlungspfaden werden getroffen für den erwarteten größeren Bedarf an stationärer Versorgung schwerkranker Menschen. Daneben muss gerade die Versorgung von Menschen mit akutem diabetischem Fußsyndrom weitergehen, weil sonst schwerwiegende Folgen wie aufsteigende Infekte, fortschreitende Gewebeverluste bis hin zum Amputationsrisiko drohen.

Interview: Michael Reischmann