DDG Zertifikat wirkt positiv

Patientenbefragung zum Klinikaufenthalt zeigt deutliche Unterschiede

Berlin. Wer sich als Patient mit Typ-1-Diabetes zu einem elektiven Eingriff ins Krankenhaus begibt, sollte darauf achten, ob dieses auch ein DDG Zertifikat hat. Das legt eine aktuelle Patientenbefragung in 161 Diabetespraxen nahe.

Das wissenschaftliche Institut der niedergelassenen Diabetologen (winDiab) hat zusammen mit dem Bundesverband Niedergelassener Dia­betologen (BVND) die Teams von Schwerpunktpraxen gebeten, ihre Patienten mit Typ-1-Diabetes einen Fragebogen ausfüllen zu lassen. Das taten von Juli bis September 2018 rund 6500 Patienten.

Gefragt wurde nach den Erfahrungen mit der letzten stationären Behandlung seit dem Jahr 2017. Berichten konnten davon gut 2000 Patienten. Erschreckendes Ergebnis: Ein Viertel von ihnen kreuzte an, dass sie während der Klinikzeit keinen Kontakt zu einem Diabetologen, einer Diabetesberaterin oder anderweitig in Diabetesfragen kompetenten Person hatten.

Ein "hochsignifikanter Unterschied" zeigte sich beim Vergleich der Häuser mit und ohne DDG Zertifikat "Klinik für Diabetes geeignet", berichtete beim winDiab-Symposium Dr. Gregor Hess, Diabetologe aus Worms. 85 % der Patienten, die in zertifizierten Kliniken behandelt wurden, bestätigten, einen diabetologisch kompetenten Ansprechpartner gehabt zu haben. In Kliniken ohne Zertifikat (oder von denen die Patienten nicht wussten, ob eines vorlag) waren es nur 38 %.

Dafür sorgen, dass Kliniken mehr Lust auf Zertifizierung bekommen
Das Fazit von Dr. Hess lautet: "Patienten in diabeteszertifizierten Zentren sind deutlich zufriedener." So äußerten sich 61 % der Patienten, die in einer Klinik mit DDG Zertifikat waren, "im Allgemeinen" zufrieden über ihren Aufenthalt. Im Fall der nicht-zertifizierten Krankenhäuser taten das nur 44 % der Behandelten. "Schlecht" bewerteten 11 bzw. 16 % der Befragten ihre stationäre Erfahrung, der Rest äußerte sich neutral.

Noch deutlicher zugunsten der zertifizierten Kliniken fällt der Vergleich der Subgruppen aus, die wegen ihres Diabetes statio­när aufgenommen wurden. Von den 700 Patienten mit einer Insulinpumpe, die stationär behandelt wurden, meldeten 38 %, dass ihnen kein kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung stand. Von einem diabetesversierten Gegenüber berichteten 48 % der Befragten bei Häusern mit DDG Zertifikat und 15 % von Kliniken ohne Zertifikat.

"Wir haben zum ersten Mal Zahlen – und die sind eine echte Hausnummer –, die belegen, das die geschaffenen Strukturen positiv beim Patienten ankommen", fasste Dr. Hess die Ergebnisse zusammen. Doch was folgt nun daraus? "Wir müssen für die Zertifizierung werben, sodass die Kliniken mehr Lust darauf bekommen", sagte der BVND-Vorsitzende Dr. Nikolaus Scheper, Marl.

Patienten mit Insulinpumpe sind oft auf sich allein gestellt
Zudem könnten niedergelassene Diabetologen konsiliarärztlich in einem Krankenhaus tätig werden. Er selbst praktiziert ein solches Modell. "Das sind wichtige Daten – auch für die DDG", meinte deren Präsidentin Professor Dr. Monika Kellerer. Die Ergebnisse bestätigten die Bemühungen der DDG um das diabetologische Know-how in den Kliniken. Prof. Kellerer kritisierte den Abbau diabetologischer Abteilungen. "Häufig ist nichts mehr da, was man zertifizieren könnte."

Dr. Hess formulierte die Sorge, Patienten mit Insulinpumpen ins Krankenhaus zu schicken. Diabetologen aus dem Auditorium stimmten ihm zu. Sie zogen die Schlussfolgerung aus der Untersuchung, dass sie ihre Patienten noch besser schulen und auf Klinikaufenthalte vorbereiten wollen. Den Patienten könne eine telefonische Kontaktaufnahme für die Zeit des stationären Aufenthalts angeboten werden, um sie ggf. zu unterstützen. "Man kann nicht erwarten, dass sich jemand in der Klinik mit den Pumpen auskennt."

Diabetes Kongress 2019