Übergewichtig, chronisch krank und Sportmuffel

Helfen Gesundheits-Wearables beim Abnehmen?

Minneapolis. Schrittzahl, Herz­frequenz, Kalorienverbrauch – diese und andere Informationen liefern Fitnessuhren und ähnliche Geräte. Inwieweit das adipösen Personen bei der Gewichtsreduktion helfen kann, wurde nun untersucht.

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Weltweit sind fast zwei Milliarden Menschen übergewichtig und 600 Millionen adipös. Ein Riesenproblem, denn Übergewicht und Adipositas fördern chronische Krankheiten wie Typ-2-­Diabetes und kardiale Erkrankungen, die wiederum für die Mehrzahl der Todesfälle verantwortlich sind. Schon eine moderate Abnahme von Körpergewicht und/oder BMI reduziert das Gesundheitsrisiko. Abnehmen fällt mit einem aktiveren Lebensstil leichter – aber viele chronisch kranke, schwergewichtige Personen können sich aufgrund von Beschwerden, Schmerzen oder psychologischen Barrieren nicht zu mehr Bewegung oder gar zum Sport aufraffen.

Bewegungsverhalten und Kalorienverbrauch im Blick
Animieren moderne Technologien wie Fitness-Wearables zu mehr körperlicher Aktivität? Diese kleinen Geräte werden z.B. als Uhr am Körper getragen und können mithilfe von Sensoren verschiedene Messdaten erheben, Daten errechnen (zurückgelegte Schritte, Herzfrequenz, verbrauchte Kalorien etc.) und diese Daten auf das Smartphone bzw. ins Internet übertragen. So hat der Nutzer sein Bewegungsverhalten und seinen Kalorienverbrauch im Blick und wird zu einem aktiveren Lebensstil angespornt. Ist er in einem Netzwerk mit anderen Usern verbunden, erhält er soziale Unterstützung, was seinen Ehrgeiz in puncto Bewegung und Abnehmen zusätzlich anstacheln dürfte.

Inwieweit Gesundheits-Wear­ables auch übergewichtige bzw. adipöse Personen mit chronischen Erkrankungen bei der Gewichtsreduktion unterstützen, untersuchte das Team um ­Daniel ­McDonough von der University of Minnesota Twin Cities, Minneapolis, in einer systematischen Übersichtsarbeit.

Vor allem in Kombination mit anderen Maßnahmen effektiv
Die Forschenden schlossen 31 Studien ein, in denen unter anderem kommerzielle Geräte (z.B. Fitbit, Polar M400), Wearables, die in der Forschung eingesetzt werden (Akzelerometer, Schrittzähler), sowie herkömmliche, nicht auf Wearables basierende Strategien für mehr Bewegung bzw. eine Standardbetreuung untersucht wurden. Es zeigte sich, dass kommerzielle Wearables die körperliche Aktivität zur Reduktion von Gewicht und BMI bei übergewichtigen und adipösen Menschen mit chronischen Begleit­erkrankungen effektiv verbessern. Auch die nicht kommerziellen Wear­ables waren wirksam – insbesondere, wenn sie mit anderen Interventionen wie einer Ernährungsberatung kombiniert wurden.

Dr. Andrea Wülker

McDonough DJ et al. Br J Sports Med 2021; doi: 10.1136/bjsports-2020-103594