Stress und Ängste mindern per Videokonferenz

Digitale Verhaltenstherapie für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes

Genf. In einer US-amerikanischen Studie mit rund 40 Eltern diabeteskranker Kinder bewährte sich ein digitales Gruppenprogramm, um die Angst vor Hypoglykämien zu senken. Vielen wäre die Teilnahme ohne das Online-Format nicht möglich gewesen.

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Erlebte Unterzuckerungen können bei Menschen mit Diabetes  und ihren Angehörigen bleibende Ängste auslösen, die mit Nervosität, Stress und Vermeidungsstrategien einhergehen. Bis zu 60 % der Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes seien davon zumindest moderat betroffen – auch wenn die Kinder eine Insulinpumpe oder ein CGM-System nutzen, berichtete Professor Dr. Susana­ R. Patton­, Direktorin am Center for Healthcare Delivery Science in Florida.

Bereits der Austausch mit anderen Eltern tat vielen gut
Um Hypoglykämieangst zu verringern, habe sich neben technologiegetriebenen Interventionen (CGM, Boluskalkulatoren) und dem Training der Blutzuckerwahrnehmung auch die kognitive Verhaltenstherapie bewährt, so Prof. Patton. Diese bildet den Ausgangspunkt für das von der Referentin entwickelte telemedizinische Gruppenprogramm REDCHiP (Reducing Emotional Distress for Childhood Hypoglycemia in Parents), dessen Effektivität im Rahmen einer kleinen randomisierten Studie untersucht wurde.

Es nahmen 43 Eltern (zu 98 % Mütter) teil, deren Kinder ein bis sechs Jahre alt waren und seit mindestens sechs Monaten Typ-1-Diabetes hatten. Etwa 76 % der Kinder hatten eine Insulinpumpe, etwa 40 % nutzten ein CGM-System. Primäre Endpunkte waren u.a. die Verringerung von Angst, Stress und depressiven Symptomen aufseiten der Eltern, sekundärer Endpunkt war die Veränderung des HbA1c-Werts der Kinder.

Nach Ende der Studie berichteten die Erwachsenen, Hypoglyk­ämieangst, Stress und depressive Symptome hätten sich deutlich reduziert. Parallel dazu war der HbA1c-Wert ihrer Kinder leicht gesunken (von durchschnittlich 8,01 % auf 7,89 %).

„In den Interviews berichteten die Eltern, dass ihnen bereits der Austausch mit anderen Betroffenen gut getan hat“, sagte Prof. Patton. Die hohe Anwesenheitsrate von 94 % spreche dafür, dass sie möglichst keine der Sitzungen verpassen wollten. Knapp 89 % zeigten sich am Ende zufrieden mit dem Programm. Die hohe Zufriedenheit führt die Autorin auch auf das telemedizinische Format zurück, das vielen Familien überhaupt erst die Teilnahme an der Intervention mit zehn Sitzungen ermöglicht habe. Schließlich wohnten sie im Durchschnitt gut 100 km von ihrem Diabeteszentrum entfernt. Viele von ihnen hatten zudem noch weitere Kinder, deren Betreuung bei Präsenzterminen schwierig gewesen wäre.

Augenmerk auf Technik und Datenschutz
„Vor dem Start einer solchen Intervention sollte man sicherstellen, dass die Familien mit der erforderlichen Konferenztechnik vertraut sind“, empfahl Prof. Patton. Auch Datenschutzaspekte müssten angesprochen werden, da manche Eltern sich vom Arbeitsplatz oder einer öffentlichen Bibliothek aus einwählten.

Antje Thiel

14th International Conference on Advanced Technologies & Treatments for Diabetes (ATTD)